Quelle: TASR, 16.06. 2020
"Aká si mi krásna - wie schön du bist!" Zu der berühmten Ode auf die slowakische Heimat von Eugen Suchoň betrat Zuzana Čaputová am 15. Juni 2019 den Festsaal der Slowakischen Philharmonie in Bratislava. In einer feierlichen Sitzung des Nationalrats fand dort die Amtseinführung der neuen Präsidentin statt. Die Bürgerrechtsanwältin und Umweltaktivistin ist in der Slowakei die erste Frau in diesem Amt. Nach einem Jahr bewertete sie ihr Wirken im Amt des Staatsoberhauptes für die landesweite Tageszeitung SME. Sie sprach darüber, wie die Slowakei die Corona-Krise bewältigte sowie über ihre persönlichen Eindrücke und schwere Entscheidungen.
Präsidentin Čaputová zufolge habe die Slowakei eine große Gelegenheit, dank der Unterstützung der Europäischen Union das Land nach der Pandemie Covid-19 um Generationen voranzubringen. Jetzt habe man mehr als je zuvor die Chance, die Wirtschaft zu restrukturieren, um eine grüne und innovative Ökonomie mit einem Mehrwert zu erreichen. Dabei müsse man jedoch verstärkt in die Forschung und Wissenschaft investieren.
In diesem Zusammenhang appellierte sie an die Gesellschaft, die Korruption zu eliminieren. Dieses Thema und andere wie die Förderung des Gesundheitswesens und der Wissenschaft, Änderungen im Schulwesen, neue wirtschaftliche Modelle, Rechtsstaat und Besserung der Situation in der Justiz waren auch Gegenstand ihres ersten Berichtes über den Zustand der Republik, den sie vor zehn Tagen im Nationalrat präsentierte.
Man dürfe nach der Zeit eines beispiellosen Zusammenhaltes und der Disziplin während der Corona-Krise nicht in alte Muster zurückfallen. Sie sei selbst bereit, die Hand ans Werk zu legen. Denn wie sie sich kürzlich äußerte, wolle sie die durch die Verfassung erteilten Rechtsinstitute in den legislativen Prozessen aktiver nutzen. Das Staatsoberhaupt habe nämlich das Recht, mit Anregungen und Bemerkungen in den legislativen Prozess einzugreifen und mögliche umstrittene Aspekte auszudiskutieren. Außerdem habe die Präsidentin das Veto-Recht oder die Möglichkeit, sich an das Verfassungsgericht zu wenden.
Die Stimmungen in der Gesellschaft sind der ersten Frau nach einem Jahr im Amt des Staatspräsidenten gewogen. Wie eine Umfrage mit rund tausend Befragten der Agentur Focus von Ende Mai zeigt, sind mehr als drei Viertel (76,5 %) der Befragten sehr oder eher zufrieden mit der Ausübung ihrer Funktion. Als sehr unzufrieden zeigten sich nur 5,6 Prozent der Umfrageteilnehmer.