faz.net - VON NIKLAS ZIMMERMANN / 05. 09. 2019
Der Blitzableiter der Nation
Andrej Danko, Parlamentspräsident der Slowakei, spendete 9000 Euro für "seinen" Flaggenmast. Bild: DPA
Der slowakische Parlamentspräsident Andrej Danko ließ in Bratislava einen 30 Meter hohen Flaggenmast errichten. Nachdem in diesen der Blitz einschlug, musste der Politiker viel Häme ertragen..
Der Sonntag war für Andrej Danko ein großer Tag. Als slowakischer Parlamentspräsident feierte er den Tag der Verfassung der Slowakei. Noch mehr freute sich der Politiker der Slowakischen Nationalpartei (SNS) aber über eine persönliche Herzensangelegenheit: Vor dem Parlament ragt seitdem ein 30 Meter hoher Flaggenmast mit der slowakischen Nationalflagge gen Himmel. Die im Boden einbetonierte Stange übertrifft sogar den Flaggenmasten am Platz der Republik vor dem Berliner Reichstag. Der Parlamentspräsident schaut aber vor allem nach Budapest. Dort ist der Flaggenmast vor dem Parlament "nur" 27 Meter hoch, obwohl in Budapest das im neogotischen Stil errichtete drittgrößte Parlament der Welt steht. Das Parlamentsgebäude in Bratislava dagegen ist ein schmuckloser Flachdachbau neben der Burg, dem eigentlichen Wahrzeichen der Stadt.
Zwischen den beiden Nationen besteht eine historische Rivalität. Ján Slota, der Vorgänger von Andrej Danko als SNS-Parteivorsitzender, war für seine anti-ungarischen Ausfälle berüchtigt. Er wollte in den neunziger Jahren mit Panzern in Budapest einfahren. Sein Nachfolger gibt sich gemäßigter. Er bestritt auch, dass er mit dem Flaggenmast den Nachbarn ausstechen wollte. Die Ingenieure hätten die Anweisung gehabt, einen möglichst hohen Masten zu bauen. Erst als sie sagten, er könnte 30 Meter hoch werden, sei ihm klar geworden, dass der Mast dann höher wäre als jener in Budapest.
Andrej Danko steckte viel Herzblut in das Projekt – und viel Geld. Von den rund 58.000 Euro, die der Flaggenmast kostete, steuerte der Parlamentspräsident 9000 Euro aus der eigenen Tasche bei. Eine ähnliche Summe trug sein Büroleiter bei. Robert Fico, der nationalem Populismus ebenfalls nicht abgeneigte Vorsitzende der sozialdemokratischen Regierungspartei SMER-SD, gab auch noch 1000 Euro dazu. Nach Aussagen eines Sprechers wollen auch die Sozialdemokraten die "Sichtbarkeit der Staatssymbole" erhöhen und den Patriotismus im Lande vertiefen.