NZZ Online | 4. April 2012
Teva und die Slowakei mit Neuemissionen
Die jüngste Entwicklung der Renditen zeigt einen «vergeblichen Ausbruch»
In der Zeit vor den Osterfeiertagen hat sich der Schweizer Obligationenmarkt durchaus belebt gezeigt. Angesichts der weiter äusserst niedrigen Zinsen würden die Kunden besonders aufmerksam bei Transaktionen, die etwas Renditeaufschlag böten, hiess es am Markt.
Michael Ferber
In der Zeit vor den Osterfeiertagen hat sich der Schweizer Obligationenmarkt durchaus belebt gezeigt. Angesichts der weiter äusserst niedrigen Zinsen würden die Kunden besonders aufmerksam bei Transaktionen, die etwas Renditeaufschlag böten, hiess es am Markt. Scharf seien sie auf Unternehmensanleihen, was sich bei der Erstemission des israelischen Generikaherstellers Teva gezeigt habe. Diese Transaktion fiel mit 450 Mio. Fr. vergleichsweise gross aus, wobei die Nachfrage nach den Bonds sogar noch stärker gewesen sein soll. Investoren aus allen Bereichen hätten die Papiere gezeichnet, hiess es am Markt, wobei laut Bankern rund die Hälfte der Nachfrage von Private-Banking-Kunden kam.
Sehr tiefes Zinsniveau
Ausserdem fiel in der vergangenen Woche die Slowakei mit zwei Neuemissionen über sechs und zehn Jahre auf. Weitere ausländische Emittenten waren die neuseeländische ASB Finance, die DNB Bank, Barclays und die Rabobank Nederland. Im Inlandsegment kamen die Kantonalbank Neuenburg und die Pfandbriefbank mit neuen Emissionen auf den Markt.
Die Renditen bewegen sich unterdessen weiterhin auf sehr tiefem Niveau. Seit Anfang März waren sie bis zur Mitte des Monats von einem Tiefpunkt leicht gestiegen, fielen dann aber zurück. Zehnjährige Schweizer Staatsanleihen brachten am Dienstag 0,87%, nachdem sie Mitte März auf 0,95% gestiegen waren. Anfang März lag die Rendite bei 0,69%. Die Analytiker der Zürcher Kantonalbank bezeichneten die jüngste Entwicklung als einen «vergeblichen Ausbruch». Für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung der Renditen sei es angesichts der zuletzt mässigen US-Konjunkturdaten und der Unsicherheiten in der Euro-Zone noch zu früh.
Auch mittelfristig sehen die Analytiker nur begrenztes Aufwärtspotenzial für die Renditen. Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) dürften die ultraexpansive Geldpolitik noch einige Zeit fortführen, erwarten sie. Bestärkt fühlen sich Beobachter diesbezüglich anlässlich eines Interviews von Fed-Chef Ben Bernanke. Dieser hatte dabei gesagt, der US-Immobilienmarkt sei weiterhin am Boden und die Langzeitarbeitslosigkeit ein erhebliches Problem. Dies wurde so interpretiert, dass ein erneutes Gelddrucken der Zentralbank («quantitative easing») nicht vom Tisch sei.
Spekulationen über Fed
Am Dienstag stand das Protokoll der geldpolitischen Sitzung des FOMC vom 13. März zur Publikation an. «Richtig spannend» werde es aber bei der nächsten Fed-Sitzung am 24. und 25. April, wenn die neuen Leitzins-Projektionen bekanntgegeben würden, hiess es bei der Helaba. Aufgrund der Konjunkturentwicklung sei nicht auszuschliessen, dass die erste Leitzinserhöhung im Mittel etwas früher für gerechtfertigt gehalten werde als bei der Umfrage Ende Januar. Die FOMC-Mitglieder hielten damals eine Leitzinserhöhung erst 2014 für angemessen. Am Mittwoch hat zudem die EZB ihre nächste Sitzung.