Archiv - Wirtschaftsthemen
radio.de/orf.at, 2. Dezmber 2011
Gerüstet für Einsätze wegen Ärztestreiks
In der Slowakei spitzt sich der Streit zwischen Ärztegewerkschaft und Regierung zu: In 15 von 80 Krankenhäusern ist am Montag der Notstand ausgesprochen worden. Sollte es zu keiner Eingung kommen, wollen die Ärzte weiter streiken. In NÖ rüstet man sich für den Ernstfall.
1.200 Ärzte beharren auf ihre Kündigung, wenn ihre Forderung nach einer Gehaltserhöhung von 700 Euro nicht erfüllt wird.
Dolmetscher und Akutbetten stehen bereit
Bereits fünf Tage streiken die Ärzte in der Slowakei. Auf mögliche Versorgungsengpässe jenseits der Grenze ist "144 Notruf Niederösterreich" jetzt vorbereitet, vor allem auf Akutpatienten, die über die Grenze gebracht werden müssen.
Eigene Dolmetscher sind jederzeit telefonisch erreichbar, um bei Bedarf zu übersetzen, die Rettungsleitstellenleiter sind informiert, die Disponenten instruiert, heisst es von der Rettungsleitstelle, die die gesamte Logistik für den Ernstfall übernommen hat. Das heisst, falls ein Spezialbett benötigt wird, organisiert man das gemeinsam mit der Landeskliniken-Holding.
Vor allem die Krankenhäuser nahe der Grenze wie zum Beispiel Hainburg oder Mistelbach haben sich darauf eingestellt, slowakische Akutpatienten aufzunehmen und zu versorgen.
Regierung verhängt Ausnahmezustand in staatlichen Kliniken
In der Slowakei hat sich der Streit um die Honorare der Ärzte in staatlichen Krankenhäusern verschärft. Nach Berichten örtlicher Medien scheiterte in der vergangenen Nacht ein Vermittlungsversuch zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Damit sind rund 1.200 Mediziner nun nominell arbeitslos. Sie hatten den Dienst quittiert, nachdem die Regierung in Bratislava angekündigt hatte, hoch verschuldete Kliniken zu privatisieren. In den Krankenhäusern wurde inzwischen der Ausnahmezustand verhängt.
Einigung im Ärztestreik in Sicht
Die slowakischen Ärztegewerkschaften haben gestern nach langen Verhandlungen das Angebot der Regierung über eine Gehaltserhöhung angenommen. Darüber informierte der Slowakische Rundfunk (SR) am frühen Abend. Damit scheint eine Beendigung des Ärztestreiks in der Slowakei in greifbare Nähe gerückt zu sein.
Ab Anfang des Jahres sollten die Gehälter der Ärzte auf das 1,25- bis 2,3-Fache des Durchschnittsgehaltes steigen. Derzeit verhandeln beide Seiten über den entsprechenden Gesetzesvorschlag.
Notstand in 15 Spitälern
Die Ärzte hatten auch die Aufhebung des Gesetzes über die Umwandlung der Krankenhäuser in Aktiengesellschaften sowie eine verbesserte Finanzierung des Gesundheitswesens verlangt.
Die Regierung reagierte auf den Streik der Ärzte durch die Erklärung des Notstandes in 15 Krankenhäusern. Von ungefähr 7.000 Ärzten hatten 2.400 zum 1. Dezember ihre Kündigungsbriefe eingereicht. Inzwischen haben jedoch ungefähr 1.000 Ärzte ihre Kündigungen wieder zurückgezogen.