Hannoversche Allgemeine, 31. Mai 2011
Junge slowakische Firma will den Holzbau revolutionieren
Leichtbau mit Holz liegt im Trend: Zum ersten Mal stellt die junge Firma Dascanova auf der Holzfachmesse Ligna in Hannover aus. Mithilfe einer neuen Methode wollen die Slowaken Span- oder Faserplatten leichter und gleichzeitig stabiler machen.
Ein wenig verloren wirkt der kleine Stand in Halle 27, keine Hightech-Maschinen, nur ein Modell auf dem Tresen. Doch die jungen Aussteller aus der Slowakei, die zum ersten Mal auf der Holzfachmesse Ligna dabei sind, fühlen sich alles andere als verloren. Sie stellen eine Geschäftsidee vor, die den Holzbau revolutionieren soll: Mehrere Methoden haben sie entwickelt und getestet, mit denen eine Span- oder Faserplatte in einem einzigen Pressvorgang eine dreidimensionale Innenstruktur erhält. Dadurch würden die Platten leichter und stabiler, und die Umwelt werde geschont, wie Tomas Joscak erklärt.
Bis zu 30 Prozent weniger Material, Holz sowie Klebstoff und damit Gewicht könnten eingespart werden. Weil auch der Energieaufwand sinkt, könne der CO2-Ausstoss um bis zu 40 Prozent reduziert werden, sagt der 34-Jährige. Für ihre ressourcenschonende und umweltfreundliche Technologie sind Tomas Joscak, sein Bruder Matus und ihr Kollege Martin Denesi mit Forschungspreisen von der Universität in Wien und der ETH Zürich ausgezeichnet worden.
2009 haben die drei ihr Start-up-Unternehmen Dascanova in Wien gegründet – weil sie im Wissenschaftsaustausch mit der Universität stehen und zudem das österreichische Wirtschaftsministerium von ihrer Erfindung so angetan ist, dass es die Technologie finanziell unterstützt. Die drei Ingenieure der Holzwissenschaft haben sie Dascanova genannt wie die Firma – "daska" bezeichnete laut Joscak in der österreichisch-ungarischen Monarchie eine professionell geformte Holzform, und "nova" stehe für das innovative Verfahren.
Das passt zu dem Trend, der sich in der Möbelindustrie, aber auch beim Bauen mit Holz abzeichnet: Leichtbau. Seit die Holzpreise steigen, ist er im Kommen. Die Deutsche Messe AG hat daher das Thema Leichtbau unter dem Aspekt Ressourceneffizienz zu einem Schwerpunkt dieser Ligna gemacht.
Geeignet für den Leichtbau sind Kastenmöbel wie Regale, Schränke, Tischplatten und Türen, wie Dominik Wolfschütz vom VDMA-Fachverband Holzbearbeitungsmaschinen berichtet. Neben den Holzpreisen sei die Triebfeder für Leichtbaulösungen, konkurrenzfähig gegenüber anderen Materialien wie Kunststoff zu bleiben, also die Kosten zu senken. Spezielle Maschinen zur Herstellung von Leichtbauprodukten sind laut Wolfschütz nicht erforderlich, allenfalls bestimmte Aggregate wie Fräsen. Die Idee des Leichtbaus sei ja gerade, dass die Holzbearbeitung mit herkömmlichen Maschinen möglich sei, sagt der VDMA-Experte. Das fördere die Verbreitung.
Grosse Möbelanbieter wie Ikea sind auf den Zug aufgesprungen
Da sieht die Firma Homag aus Schopfloch in Baden-Württemberg allerdings noch erhebliche Probleme. Bisher seien nur einige grosse Möbelanbieter wie Ikea, die hohe Stückzahlen umschlügen, auf den Zug gesprungen, sagt Alexander Prokisch, Marketingchef des Unternehmens, zu dessen Kunden "der kleine Handwerksbetrieb genauso gehört wie das grosse Industrieunternehmen". Dem "normalen Handwerker" sei die Umstellung zu kompliziert – und der Endverbraucher weiss bislang ohnehin kaum etwas über die Chancen des Leichtbaus.
Dass die Leichtbauweise auch für Tischlereien vielfältige Möglichkeiten bietet, zeigt die kleine Firma DendroLight aus Lettland in Halle 24. Mit einer sogenannten Profiltechnologie stellen die Letten aus massivem Fichte-, Kiefer- und Espenholz Platten und ganze Baublöcke her, aus denen Möbel, Wandelemente oder Zwischendecken gefertigt werden können, wie Vertriebschef Peteris Vasuks erklärt. Das Gewicht des Massivholzes werde damit um 40 Prozent reduziert. DendroLight will sich den Markt in Europa erschliessen. Auf der Ligna habe man schon Aufträge bekommen, "mehr als wir erwartet haben", sagt Vasuks.
Auch für die Start-Up-Firma Dascanova "läuft es besser", als Tomas Joscak zu hoffen wagte. Man suche einen strategischen Partner, etwa einen Spanplattenhersteller, mit dem man die Technologie zur industriellen Anwendung bringen wolle. Viele potenzielle Investoren hätten ihr Interesse bekundet, berichtet Joscak. Vielleicht kann sich Dascanova den besten Partner sogar aussuchen.
[Carola Böse-Fischer]