Die Presse.com, 03.03.2008
Slowakei: Gehälter stagnieren
Zwar gibt es viele neue Arbeitsplätze, aber der Lohn zieht im jungen EU-Land kaum nach
Von WZ-Korrespondentin Carola Palzecki
Bruttolöverharrten 2007 bei etwas mehr als 600
Euro brutto.
Nachbarland Tschechien entlohnt meist deutlich besser.
Bratislava. Vom anhaltenden Wirtschaftsboom in der Slowakei
profitieren die Beschäftigten im Nachbarland nur zum
Teil. Die Suche nach einem Arbeitsplatz gestaltet sich heute
zwar deutlich einfacher als noch vor einigen Jahren, die Gehälter
fallen aber weiterhin vergleichsweise mager aus und zogen
im Vorjahr kaum an. Umgerechnet 623 Euro brutto im Monat verdienten
die Slowaken im Schnitt im Vorjahr, im Jahr zuvor waren es
umgerechnet 612 Euro.
Bildungspolitik gefordert
Arbeitsmarktbedürfnisse abzielende Bildungspolitik
fehle, gebe es kaum Nachwuchs, warnen nun immer mehr Investoren.
Doch der Investitionsboom der letzten Jahre hat das Reservoir
an gut Ausgebildeten rasch ausgeschöpft. Weil andererseits
eine auf Abwarten oder auswandern?
Diese Frage stellt sich vielen Slowaken, denn der Wirtschaftsboom
der CEE-Region schlägt sich nicht auf ihrem Gehaltszettel
nieder. Foto: bb |
"Die Produktivität der Beschäftigten wächst
zwar, aber trotzdem wird der Engpass an qualifiziertem Personal
immer drückender", konstatiert Michael Kern,
det"r Geschäftsführer der DSIHK. Der Grossteil
der in der Slowakei tätigen Firmen will auch in Zukunft
expandieren. Fast die Hälfte der deutschen Firmen in
der Slowakei brauchen dafür aber auch mehr Personal.
Schon 2007 klagten 60 Prozent der befragten Firmen über
Probleme mit der Rekrutierung von Arbeitskräften. Die
DSIHK mahnt dringende Massnahmen auf dem Bildungssektor
ein. Auch der Präsident der nationalen Slowakischen
Handels- und Industriekammer (SOPK), Peter Mihók,
hält ein Umdenken auf dem Bildungssektor für dringend
notwendig: "Bildungspolitik und reales Leben laufen
neben einander her, ohne sich jemals an einem Punkt zu treffen."
In Übereinstimmung mit anderen Experten weist er
darauf hin, dass sich die Abwanderung von qualifizierten
Arbeitskräften aus der Slowakei in Zukunft eher verstärken
als abschwächen dürfte. Eine von manchen erhoffte
Kompensation durch Arbeitskräfte aus Rumänien
und Bulgarien, für die der slowakische Arbeitsmarkt
einschränkungslos geöffnet wurde, habe sich eher
als Illusion erwiesen.