Welt Online, 2. Januar 2010
Hohe Berge, kleine Preise
VON ANNA WARNHOLTZ
Es müssen nicht immer die Alpen sein: Auch in Osteuropa kann man Skiurlaub machen - gut und günstig.
Gut und günstig - mit diesen Prädikaten versuchen die Skigebiete in Osteuropa seit Jahren, sich als Alpen-Alternativen zu positionieren. Wenn auch die Wintersportorte etwa in der slowakischen Niederen Tatra oder dem polnischen Riesengebirge in Sachen Pistenkilometer, Edel-Hütten, Luxushotels, Boutiquen oder Restaurants mit St. Moritz oder Kitzbühel nicht mithalten können, bieten sie einen anderen Vorteil: Der Skiurlaub ist dort wesentlich günstiger. Wir stellen empfehlenswerte Wintersport-Gebiete in fünf osteuropäischen Ländern vor.
Polen: Die Skiarena Szklarska Poreba (Schreiberhau)/Szrenica mit mehr als 13 Pistenkilometern im Riesengebirge (Niederschlesien) - nur 70 Kilometer hinter der deutschen Grenze, führt hinauf bis auf 1362 Meter. Mit ihren langen Abfahrten (die rote Abfahrt "Lolobrygida" mit ihren knapp 4,4 Kilometern soll die längste Piste Polens sein) zählt sie zu den beliebtesten Skigebieten des Landes und gilt dank einiger Schneekanonen auch als relativ schneesicher. Snowboarder allerdings werden hier nicht glücklich, da es weder Halfpipe noch Funpark gibt. Wintersport hat in dem schlesischen Dorf Tradition: Schon 1902 gab es Skipisten, Bob-, und Rodelanlagen. Skipass: ab 13 Euro am Tag. Übernachtung: ab 30 Euro. Schneehöhe Ende Dezember: 30 Zentimeter (www.szklarskaporeba.pl).
Polens Winterhauptstadt heißt Zakopane und liegt in der Hohen Tatra rund 90 Kilometer südlich von Krakau nahe der slowakischen Grenze. Das dortige Skigebiet Kasprowy Wierch-Zakopane mit 18 Pistenkilometern, liegt erfreulich hoch, fast bis auf 2000 Meter gehen die Lifte auf den Tatrakamm. Das Terrain gilt als recht steil und ist daher vor allem bei fortgeschrittenen Skifahrern beliebt. Zakopane ist auch ein weltbekanntes Zentrum des Leistungssports. 1910 fand hier der erste Skiwettlauf statt, außerdem wurden bisher dreimal die Skiweltmeisterschaften (1929, 1939 und 1962) ausgetragen. Skipass: ab 24 Euro am Tag. Übernachtung: ab 18 Euro. Schneehöhe: 47 Zentimeter (www.pkl.pl).
Tschechien: Schneekoppe ist vielen nur als Müsli-Marke bekannt, tatsächlich ist die Schneekoppe ein 1602 Meter hoher Berg an der tschechisch-polnischen Grenze. Auf der tschechischen Seite liegen zahlreiche Skigebiete wie beispielsweise Pec Pod Snezkou (Petzer unter der Schneekoppe), Spindleruv Mlyn (Spindlermühle) und Harrachov (Harrachsdorf). Alpin-Skifahrern stehen am Teufelsberg (Certova Hora) unter anderem vier Abfahrten und vier Lifte zur Verfügung - Blick auf die Riesenschanze inklusive. Skipass: ab 22 Euro pro Tag. Übernachtung: ab 28 Euro. Schneehöhe: 50 Zentimeter (www.skiareal.com, www.riesengebirge.cz).
Slowakei: Jasná liegt in der Niederen Tatra, das Skigebiet umfasst Pisten auf beiden Seiten des Berges Chopok. Eine Seilbahn führt bis auf 2025 Meter. Sessel- und Schlepplifte erschließen 34 Kilometer Abfahrtsstrecken - ein kleines, aber mittelschweres Skigebiet. Dank kontinuierlicher Modernisierung stehen Pistenqualität und Liftanlagen alpinem Niveau in nichts nach. Von Langlauf (25 Kilometer Loipen) über Skibergsteigen bis hin zum Snowpark mit Halfpipe für Snowboarder ist hier alles geboten. Wer tagsüber nicht genug bekommen hat, kann auf einer zwei Kilometer langen beleuchteten Piste bis in die Nacht hinein weiterfahren. Skipass: ab 21 Euro. Übernachtung: ab 24 Euro. Schneehöhe: 50 Zentimeter (www.ski-jasna.sk).
Bulgarien: Bansko, das modernste und größte Skigebiet Osteuropas, liegt etwa 2,5 Autostunden von der Hauptstadt Sofia entfernt. Rund 70 Kilometer Abfahrten zwischen 930 und rund 2600 Meter Höhe rund um den 2746 Meter hohen Berg Todorka erwarten hier die Skifahrer, nebst einer hochmodernen Seilbahn, sechs Sessel- und fünf Schleppliften. Das Areal bietet vor allem leichte und mittelschwere Pisten. Einzige schwarze Piste ist die "Alberto Tomba"-Abfahrt, die das italienische Slalom-Idol persönlich eingeweiht hat. Skipass: ab 25 Euro am Tag. Übernachtung: ab 35 Euro. Schneehöhe: 90 Zentimeter (www.bulgariaski.com).
Slowenien: Nahe der zweitgrößten slowenischen Stadt Maribor liegt das größte Skigebiet des Landes: Maribor Pohorje, das sich auf dem Hügelland Pohorje mit der höchsten Kuppe auf 1347 Metern erstreckt. Auf 42 Pistenkilometern mit insgesamt 20 Sessel- und Schleppliften geben Beschneiungsanlagen eine Schneegarantie. Das freut auch die Snowboarder, denn die fühlen sich in dem Funpark willkommen. Der am Abend beleuchtete Boarderpark bietet unter anderem zwei Halfpipes und verschiedene Schanzen. Auch Profis haben Pohorje bereits für sich entdeckt. Als Austragungsort des bekannten "Goldenen Fuchses" hat sich das slowenische Skigebiet bei der Damen-Weltcup-Elite einen Namen gemacht. Am 16. und 17. Januar 2010 ist es wieder so weit.
Um den Wintersportlern künftig noch mehr zu bieten, wird derzeit an einer neuen Gondelbahn gebaut, die Anfang nächsten Jahres den Betrieb aufnehmen soll. Höhepunkt ist die zehn Kilometer lange Flutlichtpiste, die zu den längsten Europas gehört. Auch für Langläufer wird viel geboten: 36 Kilometer Loipen, zum Teil entlang des Pohorje-Kamms. Praktisch: Umständlicher Geldwechsel entfällt, da der Euro seit 2007 Landeswährung ist. Skipass: ab 26 Euro am Tag. Übernachtung: ab 45 Euro. Schneehöhe: 30 Zentimeter (www.pohorje.org).
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