Archiv - Politik / Gesellschaft
Der Standard, 05. April 2007
OECD sieht Slowakei als "slawischen Tiger"
Euro-Einführung im Jahr 2009 ist realistisch - Aber noch Mängel im Bildungswesen und hohe Arbeitslosigkeit
OECD-Generalsekretär Angel Gurria schätzt die Wirtschaftsentwicklung der Slowakei positiv ein |
OECD-Generalsekretär Angel Gurria schätzt die Wirtschaftsentwicklung der Slowakei positiv ein
Bratislava - Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht die Slowakei auf gutem Kurs Richtung EU-Währungsunion. Die Slowakei befinde sich auf dem richtigen Weg und sei geradezu der "slawische Tiger", resümierte OECD-Generalsekretär Angel Gurria den Bericht über die wirtschaftliche Entwicklung der Slowakei in den vergangenen Jahren. Laut Gurria schaffen das schnelle Wachstum, die niedrige Inflation und die niedrigen Budgetdefizite die Bedingungen für eine Euro-Einführung schon im Jahr 2009.
Wie bereits 2005 und 2006 soll das öffentliche Haushaltsdefizit auch 2007 unter der laut den Maastricht-Kriterien für Euro-Länder erlaubten Grenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegen. Die gesamte Staatsschuld betrug 2006 nur 33
Prozent des BIP. Die Obergrenze nach den EU-Maastricht-Kriterien liegt bei 60 Prozent.
OECD mahnt zu strenger Fiskalpolitik
Um die Umstellungsphase unmittelbar nach der Euro-Einführung gut bewältigen zu können, empfiehlt die OECD der slowakischen Regierung, schon jetzt mit einer weiterhin disziplinierten Fiskalpolitik dem Risiko einer Überhitzung der Wirtschaft und anschließend möglichen Krise gegenzusteuern. Den Verlust der Währungssouveränität könne man nur durch die Flexibilität der Wirtschaft kompensieren, betonte Gurria.
Auf der anderen Seite erinnerte die OECD da die zwar sinkende aber immer noch großen Unterschiede zwischen dem slowakischen und dem westeuropäischen Lebensstandard. Als Sorgenkind der slowakischen Wirtschaft beurteilt die Organisation weiterhin die hohe Arbeitslosigkeit. Zwar sei sie zuletzt dramatisch zurück gegangen, aber noch immer eine der höchsten Europas. Vor allem kritisiert die OECD, dass die Slowakei die höchste Rate an Langzeitarbeitslosen unter allen OECD-Ländern aufweise. Probleme sieht sie vor allem im Bildungssystem. Die Qualität der Bildung sei in letzter Zeit eher weiter gesunken.
Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico sagte, die Slowakei sei fähig, das Wirtschaftswachstum mit der Entfaltung des sozialen Staates zu kombinieren. Die Reduktion der Unterschiede zwischen den Lebensstandards sei nur durch den Ausbau der Infrastruktur möglich. Im Bereich Bildung bereite die Regierung eine umfassende Reform des Schulwesens vor, so Fico. (APA)