Archiv - Politik / Gesellschaft
NZZ, 22. Dezember 2006
Slowaki zieht Soldaten aus Irak ab: Heftige Kritik am Krieg
Die Demontage von Dzurindas liberalem Erbe durch die Linkspopulisten erweist sich als schwierig
Bratislava (Reuters) - Die Slowakei hat ihre Truppen aus dem Irak abgezogen und den Schritt mit heftiger Kritik am militärischen Vorgehen in dem Golfstaat verbunden. "Der Krieg im Irak ist unglaublich ungerecht und falsch", sagte Ministerpräsident Robert Fico am Freitag in Bratislava. Der Einmarsch ausländischer Truppen in das Land habe "riesige Spannungen" verursacht. "Von einer Demokratie im Irak zu sprechen, ist Fantasterei", sagte Fico. "Die Sicherheitslage ist katastrophal, und wenn jemand heute behaupten wollte, die Situation habe sich verbessert, wäre das eine Lüge."
Der im Oktober beschlossene Abzug der 110 slowakischen Armee-Ingenieure vom Golf hatte zu den wichtigsten Versprechen des Linkspolitikers vor der Wahl im Juni 2006 gehört. Das Verteidigungsministerium teilte am Freitag mit, die Soldaten befänden sich derzeit in Kuwait und bereiteten sich auf ihre Heimreise vor. Die Mitte-Rechts-Regierung von Ficos Vorgänger Mikulas Dzurinda hatte den US-geführten Einmarsch in den Irak unterstützt. Mit dem Truppenabzug folgt die Slowakei nun den EU-Staaten Spanien und Italien, die ebenfalls nach Regierungswechseln beschlossen hatten, ihr militärisches Engagement im Irak zu beenden