Mo Jun 19, 2006 7:51 MESZ

Fico beruhigt die Wirtschaft

Regierungserklärung des neuen Premiers in Bratislava
Bratislava - Der neue slowakische Premierminister Robert Fico gab am Dienstag seine Regierungserkl&auml;rung vor dem Parlament in Bratislava ab und versprach dabei erneut den Slowaken eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Der linkspopulistische Politiker war gleichzeitig um das Vertrauen der Wirtschaft bem&uuml;ht.<br>
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Die Politik seiner Regierung werde den Beitritt der Slowakei zur Eurozone im Jahr 2009 sicherstellen, meinte Fico. Parlamentspr&auml;sident Pavol Paaka sagte, er erwarte eine Abstimmung &uuml;ber das neue Kabinett am Donnerstag.<br>
Fico, der eine Koalition mit der rechtsextremen Nationalpartei SNS und der Bewegung f&uuml;r eine Demokratische Slowakei (HZDS) des fr&uuml;heren rechtspopulistischen Regierungschefs Vladimir Me&egrave;iar eingegangen war, versicherte, dass seine Wirtschafts- und Steuerpolitik eng mit der slowakischen Zentralbank abgestimmt w&uuml;rde, um die Einf&uuml;hrung des Euro zu sichern.</p>
<p>Nach seinem Wahlsieg Mitte Juni hatte sich Fico zun&auml;chst nicht eindeutig dazu ge&auml;u&szlig;ert, ob er wie die vorherige Mitte-rechts-Regierung an der Euro-Einf&uuml;hrung 2009 festh&auml;lt. Seine Haltung versetzte die Finanzm&auml;rkte so sehr in Aufruhr, dass die Zentralbank schlie&szlig;lich die slowakische Krone st&uuml;tzen musste. Seitdem hat sich Fico uneingeschr&auml;nkt f&uuml;r den Euro-Start ausgesprochen.</p>
<p><strong>Presse zur&uuml;ckhaltend</strong></p>
<p>Die slowakische Presse reagierte insgesamt zur&uuml;ckhaltend auf Ficos Regierungsprogramm, das schon am Vortag in weiten Teilen bekannt geworden war. &quot;Schon jetzt ist aber klar, dass die Regierung weder eine exzellente Leistung vollbringen wird, noch das Land in eine Katastrophe f&uuml;hren wird&quot;, schrieb die Wirtschaftszeitung Hospodarske noviny am Dienstag.</p>
<p>&quot;Den 'Sozialstaat', den Robert Fico mit seinem Programm durch eine Menge leerer Floskeln und einiger widersinniger Ma&szlig;nahmen beabsichtigt, ist genau dasselbe Model, das schon viele Staatsbudgets zu Kollapszust&auml;nden gef&uuml;hrt hat&quot;, meinte die liberale Tageszeitung Sme, die w&auml;hrend der Me&egrave;iar-Zeit mit Verleumdungsprozessen an den Rand des Zusammenbruchs gebracht worden war.</p>
<p>Fico will nun die von der Vorg&auml;ngerregierung eingef&uuml;hrte einheitliche Mehrwertsteuer ab Beginn des kommenden Jahres wieder abschaffen. Ab 1. J&auml;nner 2007 soll neben dem allgemeinen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent ein erm&auml;&szlig;igter Satz von voraussichtlich f&uuml;nf Prozent f&uuml;r Medikamente eingef&uuml;hrt werden. Sp&auml;ter soll auch die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und B&uuml;cher gesenkt werden.</p>
<p>Die Einf&uuml;hrung eines erm&auml;&szlig;igten Mehrwertsteuersatzes geh&ouml;rte zu den Hauptpunkten des Wahlprogramms der linksgerichteten Partei Smer (&quot;Richtung&quot;), des Seniorpartners in der jetzigen Regierungskoalition. Nach Berechnungen des Finanzministeriums in Bratislava wird die Senkung der Mehrwertsteuer auf Medikamente, Lebensmittel und B&uuml;cher das Staatsbudget mit 12 bis 14 Mrd. Kronen (315 bis 367 Mio. Euro) belasten. Die Regierungskoalition hat im Parlament eine Mehrheit von 85 der 150 Abgeordneten. (Reuters, APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 2.8.2006