Radio Praha | Martina Schneibergová | 23-12-2015
Der Advent und das Weihnachtsfest waren früher vor allem auf dem Lande mit zahlreichen Bräuchen verbunden. Die meisten davon werden allerdings heute kaum noch praktiziert und gehen allmählich verloren. Aus diesem Grund lässt das Freilichtmuseum in Strážnice in der Mährischen Slowakei die vergessenen Weihnachtsbräuche Jahr für Jahr wieder aufleben.
Tag der heiligen Luzia (Foto: Offizielle Facebook-Seite des Freilichtmuseums in Strážnice)
Für Menschen auf einem Bauernhof begannen die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest früher schon mit dem ersten Advent. Vor den Festtagen wurde überall geputzt und gefegt. Das Grossreinemachen stand unter dem Schutz einer besonderen Patronin, erzählt die Kulturwissenschaftlerin Markéta Lukešová:
"In der mährischen Slowakei sind am Tag der heiligen Luzia, am 13. Dezember, die sogenannten ´Lucka´ von einem Bauernhaus zum anderen gegangen.
Foto: Offizielle Facebook-Seite des
Freilichtmuseums in Strážnice
Das waren weiss gekleidete Personen. Auch ihr Gesicht war weiss, mit Mehl bepudert. Sie schauten sich bei den Bäuerinnen im Haushalt um, um festzustellen, ob bei ihnen schon alles glänzt. Zudem kontrollierten sie, ob die Hausfrauen nicht am Spinnrad sitzen. Denn das war am Luzia-Fest verboten."
Im Advent war es an der Zeit, Plätzchen zu backen. z"In den 1930er Jahren fingen auch die Hausfrauen in der mährischen Slowakei an, Weihnachtsplätzchen zu backen. Der Brauch verbreitete sich aus Österreich nach Mähren. Gebacken wurden oft auch Lebkuchen. In jedem Dorf gab es etwas, was nur dort gebacken wurde."
Mit vielen Bräuchen und Aberglauben war der Heilige Abend verbunden. Über den Tag haben die Menschen gefastet. Die erste Mahlzeit gab es am Abend. Bei diesem Festschmaus wurden spezielle Regeln eingehalten, erzählt Kulturwissenschaftlerin Tereza Gabrhelová:
"Auf dem gedeckten Tisch musste am Heiligen Abend eine gerade Zahl von Tellern sein. Wenn die Familie nur drei Mitglieder hatte, stellte man noch einen vierten Teller auf den Tisch. Denn man glaubte, dass sonst jemand aus der Familie sterben würde."
Foto: Offizielle Facebook-Seite des Freilichtmuseums in Strážnice
Aus christlicher Sicht wurde das Weihnachtsfest erst am ersten Weihnachtstag begangen, an dem die Geburt Christi gefeiert wurde. Am zweiten Weihnachtstag wechselten die Knechte in der Mährischen Slowakei ihre Dienstherren,
sagt Markéta Lukešová:
"Der Stephanstag ist mit Bräuchen verbunden, die eben den Dienstwechsel betreffen.
Die Knechte und Mägde verliessen an diesem Tag den Bauernhof und suchten nach einer neuen Stelle wieder für ein Jahr. In der Region war der Spruch verbreitet: ´Na Štěpána není pána. ´ Zu Deutsch etwa: Am Stephanstag gibt es keinen Herrn. Für den Dienst bekamen sie meistens den sogenannten ´Stephanskuchen´ oder eine ´Stephansbescherung´.
Es war ein fröhlicher Tag für sie, weil es niemanden gab, der ihnen etwas hätte befehlen können."
Einige Weihnachtsbräuche haben sich in Tschechien bis heute erhalten. Zum Beispiel das Bleigiessen. Oder das kreuzweise Schneiden von Äpfeln. Damit soll ermittelt werden, ob das folgende Jahr Gesundheit bringt.