Bratislava/Kosice (APA) - Der Stahlkonzern U.S. Steel wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Slowakei zurückziehen. Wie die slowakische Tageszeitung Pravda am Dienstag berichtete, weist die Leitung des Stahlwerks im ostslowakischen Kosice Informationen über einen anstehenden Verkauf an den chinesischen Stahlgiganten He Steel weiterhin als Spekulationen zurück.
Die Transaktion wurde aber bereits vom slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico bestätigt.
Einen Verkauf von Kosice hatten die Amerikaner bereits vor einigen Jahren überlegt. Die slowakische Regierung hatte 2013 einen Rückzug des US-Konzerns aus dem Land noch mit Subventionen stoppen können, jetzt ist nichts dergleichen geplant. Die Transaktion für geschätzt rund 1,4 Milliarden Euro könnte somit nur noch am Preis selbst scheitern, hieß es.
Letztes Wochenende hatte auch der Präsident des U.S.-Steel-Konzerns, Mario Longhi, Kosice besucht. Der chinesische He Steel lässt unterdessen im ostslowakischen Stahlwerk eine Rechnungsprüfung machen und knüpft Kontakte mit der slowakischen Regierung. In Bratislava haben vor einer Woche bereits Gespräche von Regierungsvertretern mit den amerikanischen Besitzern sowie den eventuellen chinesischen Käufern stattgefunden.
Die Regierung des Sozialdemokraten Robert Fico will den Verkauf nutzen, um den Einfluss des Staates in der rein privaten U.S. Steel Kosice zu erhöhen. Vorrangiges Ziel sei es, die Beschäftigungsrate und Stahlherstellung im Landesosten zu halten, der chinesische Investor soll die Fabrik nicht als Basis für den Vertrieb seiner in China hergestellten Produkte ausnutzen, hieß es nach den Verhandlungen aus Regierungskreisen.
U.S. Steel beschäftigt im armen Osten der Slowakei derzeit gut 12.000 Arbeitnehmer. In der Region ist man vorerst zuversichtlich, dass die dortige Produktion auch nach dem Besitzerwechsel erhalten bleibt.
Im Vorjahr hat das Werk in Kosice einen Gewinn von 185 Mio. Dollar (174,3 Mio. Euro) gemacht und damit wesentlich zu einer Reduzierung des Gesamtverlustes der ganze Gruppe U.S. Steel auf 440 Mio. Dollar beigetragen. Steuerbegünstigungen, versprochen vom neuen US-Präsidenten Donald Trump, locken aber die Amerikaner zurück in die Heimat. Zudem sind nach Einschätzungen von Experten direkt in der Produktion in Kosice in den nächsten Jahren Investitionen für gut 1 Mrd. Euro fällig, um EU-Anforderungen an ökologische Produktion erfüllen zu können.
Der chinesische He Steel ist der weltweit zweitgrößte Stahlproduzent. Aktuell produziert der Konzern, gegründet noch 1943 vom chinesischen Staat, 18 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr und beschäftigt allein in China 33.000 Mitarbeiter.