Bundesrepublik Deutschland, Auswärtigens Amt, März 2011
Wirtschaft
Grundlagen
Aktuelle wirtschaftliche Lage
Aussenhandel und ausländische Direktinvestitionen
Grundlagen
Der Schwerpunkt der industriellen Entwicklung seit den 1950er Jahren lag in den energie- und rohstoffintensiven Bereichen Metallurgie, Rüstungsindustrie, Energiewirtschaft und chemische Industrie. Im Zuge des Umbruchs 1989 kam die Schwerindustrie fast zum Erliegen. Der Anteil der Industrieproduktion am Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von 61 Prozent (1991) auf 24,2 Prozent (2002). Seitdem bleibt ihr Anteil jedoch stabil und beläuft sich auf 35–38 Prozent. Durch Gründung klein- und mittelständischer Unternehmen erhöhte sich kontinuierlich auch der Anteil des Dienstleistungsbereiches am BIP - von 33 Prozent (1991) auf ca. 60 Prozent.
Der Schwerpunkt liegt zwar weiterhin bei der Automobilproduktion (VW, Peugeot/Citroën, Kia) und der dazugehörigen Zuliefererindustrie, doch in den letzten 2-3 Jahren nimmt auch der Anteil der Elektrotechnik, Elektronik und Optik an der Industrieproduktion zu. Samsung Electronics Slovakia und Sony Slovakia rangieren unter den grössten slowakischen Exporteuren. Der Privatsektor trägt zum BIP mit über 90 Prozent bei (2009: 93,4 Prozent). Noch immer ist der Ressourcen- und speziell der Energieeinsatz des industriellen Sektors in der Slowakei erheblich höher als in vergleichbaren Volkswirtschaften.
Die Privatisierung strategischer Unternehmen im Bereich Energiewirtschaft, Wasser/Abwasser wurde konsequent verfolgt. Die Privatisierung der Slowakischen Telekom erfolgte 2000, die der Gaswerke Anfang 2002, die der Elektrizitätswerke/Vertriebsgesellschaften im September 2002, des Stromherstellers Slovenské elektrárne im Frühjahr und des Flughafens Kaschau im Herbst 2006. Die Privatisierung des Bankensektors und der grössten staatlichen Versicherung wurde Anfang 2003 abgeschlossen. Die zwischen 2006 und Juni 2010 amtierende Regierung Fico hat weitere Privatisierungen gestoppt. Die aus den Wahlen im Juni 2010 hervorgegangene Regierung Radičová hat unmittelbar nach ihrem Amtsantritt die Wiederaufnahme der Privatisierungen angekündigt (Cargo-Sparte der Slowakischen Eisenbahn, Flughafen und Wärmevertriebswerke in sechs grossen slowakischen Städten)
Aktuelle wirtschaftliche Lage
Der langfristige Trend des verhältnismässig hohen Wachstums wurde 2009 infolge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise (minus 4,7 Prozent) unterbrochen, doch die slowakische Wirtschaft hat sich dank des relativ hohen Wirtschaftswachstums in Deutschland wieder erholt. Das BIP-Wachstum betrug 2010 4,0 Prozent ggü. dem Vorjahr und basierte vor allem auf dem Warenexport.
2010 gab es eine beträchtliche Wiederbelebung des Aussenhandels – der gesamte Export betrug 48,79 Milliarden Euro (+22,8 Prozent), der Import 48,65 Milliarden Euro (+25,5 Prozent), was für die Slowakei eine positive Handelsbilanz von 0,14 Milliarden Euro bedeutete. Insbesondere kam diese Tendenz in den Handelsbeziehungen mit Deutschland zum Ausdruck. Beim Export gab es eine Zunahme um 19,8 Prozent ggü. dem Vorjahr (Warenwert: 9,41 Milliarden Euro) und beim Import um 26,3 Prozent (Warenwert: 7,46 Milliarden Euro).
Die Slowakei hat zum 1. Januar 2009 den Euro eingeführt. Dieser Schritt wird generell nicht nur politisch, sondern auch durch die Öffentlichkeit sehr positiv wahrgenommen. Der Euro bewährte sich als ein wirkungsvolles Instrument, um den negativen Effekt der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise zu mindern und so die Attraktivität der Slowakei für die Auslandsinvestoren aufrechtzuerhalten, die den Euro als einen wichtigen Standortvorteil der Slowakei gegenüber den Nachbarländern schätzen..
Trotz der zunehmenden Auslandsnachfrage bleibt der Inlandsverbrauch niedrig und einer der Gründe für die weiterhin sinkende Beschäftigtenzahl. Laut slowakischem Statistikamt belief sich die durchschnittliche Arbeitslosenrate 2010 auf 14,4 Prozent (2009: 12,1 Prozent), nach ILO-Methodik waren zum 31.12.2010 12,5 Prozent der verfügbaren Arbeitskräfte ohne einen Arbeitsplatz.
Die schwache Binnennachfrage hat auch 2010 die Preise noch deutlich nach unten gedrückt - die Inflationsrate betrug 1,0 Prozent (2009: 1,6 Prozent). Die weltweite Erhöhung der Preise von Landwirtschaftsprodukten und Erdöl werden jedoch auch in der Slowakei die Inflation steigen lassen, die für 2011 auf 3,8 Prozent geschätzt wird.
Aussenhandel und ausländische Direktinvestitionen
Deutschland blieb auch 2010 der grösste Handelspartner der Slowakei. Am Gesamtimport aus den EU-Ländern, der 2010 66 Prozent des gesamten Importvolumens betrug, hatte Deutschland einen Anteil von 23,2 Prozent. Die slowakischen Exporte in die EU-Länder erreichten 84,4 Prozent des Gesamtexports, davon 22,8 Prozent nach Deutschland. Die gesamte Handelsbilanz der Slowakei wie auch die Handelsbilanz mit Deutschland war 2010 positiv. Die Einfuhren aus Deutschland betrugen 7,46 Milliarden Euro (26,3 Prozent mehr als 2009), die Ausfuhren nach Deutschland 9,41 Milliarden Euro (plus 19,8 Prozent ggü. Vorjahr). Die wichtigsten Ausfuhrgüter der Slowakei nach Deutschland sind weiterhin Autos (auch wenn der Exportanteil von Volkswagen wesentlich zurückgegangen ist – 2008: 10,8 Prozent, davor 20 bis 25 Prozent), Chemieprodukte, Maschinen und Anlagen, in den letzten Jahren nimmt aber auch der Anteil von Elektronik, Elektrotechnik und Optik zu.
Deutschland ist neben grossen Investoren wie Deutsche Telekom, Volkswagen, Siemens, E.ON, Sauer-Danfoss, Degussa (jetzt Evonik), Leoni Autokabel, Getrag Ford auch immer mehr durch den Mittelstand in der Slowakei präsent. Derzeit ist die Slowakei Standort von ungefähr 400 deutschen Unternehmen verschiedener Grössenordnungen. Die Anzahl der Mitarbeiter in diesen Unternehmen wird auf etwa 80.000 geschätzt. Die meistvertretenen deutschen Branchen sind Hersteller von Metallerzeugnissen, gefolgt vom Maschinenbau, Herstellern von Generatoren, Kraftwagen und Kraftwagenteilen. Mit einem Anteil von 4,75 Milliarden Euro am Gesamtvolumen der Auslandsinvestitionen, die seit 1993 in der Slowakei getätigt wurden (30,75 Milliarden Euro) – rangierte Deutschland 2009 an zweiter Stelle.
Hinweis
Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmässig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden.