Financial Times, 2. Septmber 2009
Wie sich Osteuropa aus der Krise schleicht
Die Rezession hat der einstigen Boomregion schwer zugesetzt. Länder wie Ungarn oder Lettland brauchten internationale Geldspritzen. Nun zeigen sich auch in Osteuropa Ansätze einer Erholung - doch einige Staaten sind weiter als andere. FTD.de gibt einen Überblick. von Christine Mai (Frankfurt)
Gross war die Sorge zum Jahresanfang, als viele Länder Mittel- und Zentraleuropas von der Krise erfasst wurden. Jahrelang hatten sie über ihre Verhältnisse gelebt, günstig Kredite aufgenommen, Blasen an Immobilienmärkten befeuert. Mit der Krise ebbte der Geldfluss plötzlich ab - aus der Feier- wurde Katerstimmung.
Auch wenn die schlimmsten Befürchtungen sich nicht bewahrheiteten und westliche Banken ihren Töchtern in der Region nicht das Geld abdrehten - die meist offenen und exportabhängigen Volkswirtschaften wurden von der Finanzkrise und der folgenden Rezession hart getroffen.
Wie viele andere Schwellenländer weisen sie nun Zeichen für eine zarte Erholung auf - allerdings nicht überall in gleichem Mass.
Slowakei - Hoffen auf Kapitalmarkt
Die Wirtschaft des Landes schrumpft mittlerweile langsamer - im zweiten Quartal verzeichnete die Slowakei einen Rückgang von 5,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum, nachdem die Wirtschaftsleistung im ersten Vierteljahr noch um 5,6 Prozent geschrumpft war. Für das Gesamtjahr erwartet die Regierung ein Minus von 6,2 Prozent.
Unternehmen bleiben skeptisch. Der Vertrauensindikator fiel im August auf minus neun Punkte. Im Juli hatte er noch ein Zehn-Monats-Hoch von minus 8,3 Punkten erreicht. Minus 100 zeigt an, dass alle Befragten pessimistisch sind, bei plus 100 sind alle optimistisch. Auch das Verbrauchervertrauen ging im abgelaufenen Monat zurück.
Es gibt aber auch positive Signale. Vergangene Woche gelang es der Slowakei, die grösste Staatsanleihe seit dem Eurobeitritt im Januar zu platzieren - bei einer unerwartet hohen Nachfrage. Der Zugang zum Kapitalmarkt soll es der Regierung ermöglichen, die sinkenden Steuereinnahmen zu kompensieren ohne mitten in der Rezession die Ausgaben kürzen zu müssen. Analysten schliessen künftige Steuererhöhungen dennoch nicht aus.