Helaba, 13. November 2008
Countdown zum Euro
Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Die Slowakei ist nach Slowenien (2007) sowie Malta und Zypern (2008) das vierte der 2004 neu hinzugekommenen EU-Länder, das den Euro einführt, so die Analysten von Helaba.
Zum 1. Januar 2009 werde die Gemeinschaftswährung die Slowakische Krone (SKK) ersetzen. Der Leitkurs im Europäischen Wechselkursmechanismus II sei Ende Mai neu festgesetzt worden, um der bis dato immer stärker werdenden Währung gerecht zu werden. Im Juli sei dieser Leitkurs (30,126 SKK je Euro) als endgültiger Umrechnungskurs für den Eurostart bestätigt worden. Ab 2009 werde die Eurozone 16 Staaten umfassen, zusammen mit den rund 5,5 Mio. Einwohnern der Slowakei werde die Bevölkerung auf ca. 325 Mio. wachsen.
Seit 2006 regiere die spannungsreiche Koalition dreier Parteien aus dem rechten und linken politischen Lager, deren stärkste Kraft die linksgerichtete Smer-Partei von Ministerpräsident Fico sei. Diese Konstellation, respektive die Regierungsbeteiligung der Nationalisten, erschwere eine Lösung der aktuell zugespitzten Krise zwischen der Slowakei und Ungarn. Seit langem sei die Frage der ungarischen Minderheit in der Slowakei, die 10% der Bevölkerung stelle, ein Konfliktherd.
Bei alledem weise die Wirtschaft starke Fundamentaldaten auf: 2007 habe das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 10,4% zugelegt. Für dieses Jahr sei mit knapp 7% abermals das stärkste Wirtschaftswachstum in der EU zu erwarten. Wachstumsträger bleibe die - wenngleich schwächere - Binnennachfrage, während die Aussenhandelsseite vor allem ab 2009 von der Rezession in der Eurozone beeinträchtigt werde. Denn in die EU würden rund 87% der Exporte geliefert, über die Hälfte der Exportgüter seien Maschinen und Exportausrüstungen (davon wiederum die Hälfte Kfz und -Teile).
Das BIP-Wachstum werde 2009 voraussichtlich bei 3,3% liegen und dann mit der wirtschaftlichen Erholung in der Eurozone wieder etwas anziehen. Bei den Direktinvestitionen werde sich in diesem und im nächsten Jahr die Vorsicht der Investoren bemerkbar machen.
Die Inflation in der Slowakei erfülle zwar das Maastricht-Kriterium (höchste Inflation der drei preisstabilsten Euro-Länder plus maximal 1,5 Prozentpunkte), sei mit rund 4% aber noch relativ hoch. Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank auf aktuell 3,25% komme daher für die Slowakei, die ihre Leitzinsen vor dem Beitritt zur Währungsunion an das Euroland-Niveau anpassen müsse und diesem Zinsschritt umgehend gefolgt sei, zum falschen Zeitpunkt. Bis zum Frühsommer habe die aufwertende Krone Preissteigerungen bei Importen abgefedert. Mit dem Beitritt zum Euro entfalle diese Möglichkeit.
Die Inflation werde 2009 dennoch auf voraussichtlich 3,5% sinken. Dafür würden vor allem die im nächsten Jahr niedrigeren Ölpreise und die schwächere Binnennachfrage sprechen. Hinzu komme - im Hinblick auf die 2010 anstehenden Parlamentswahlen - die Selbstverpflichtung von Ministerpräsident Fico, die Teuerung für die Bevölkerung zu begrenzen. Wolle er die Wahl gewinnen, werde er sich an dieser Zusage messen lassen müssen. Um Befürchtungen in der EU entgegenzutreten, habe die Slowakei zugesichert, bei einer überbordenden Inflation zusätzliche strukturelle und fiskalpolitische Massnahmen zur Preisstabilisierung zu ergreifen.
Die Bankenkrise tangiere die Slowakei eher indirekt als direkt: Die Banken würden weniger vom ausländischen Kapital abhängen als in einigen Nachbarländern. Allerdings würden über 90% der slowakischen Banken zu westeuropäischen Häusern gehören. Inwieweit diese die Krise einigermassen unbeschadet überstünden, sei bislang nicht absehbar. (13.11.2008/ac/a/m)