Archiv - Wirtschaftsthemen
July 18, 2006 07:02 AM US Eastern Timezone
Die Regierungschefs von Prag und Pressburg fordern die Wiederanknüpfung an alte Traditionen.
PRAG. War die Teilung der Tschechoslowakei vor reichlich 13 Jahren ein Fehler? Diese Frage stellen sich Tschechen und Slowaken immer wieder. In der Regel wird sie verneint. Man sei sich zu Zeiten der alten Tschechoslowakei nie so nahe gewesen wie jetzt, meinen einige, allen voran die Politiker.
Aber nichts ist so gut, als dass es nicht noch besser ginge. So regte Tschechiens scheidender Premier Jiri Paroubek zuletzt beim Prag-Besuch seines slowakischen Kollegen Robert Fico an, gute alte Traditionen wieder aufleben zu lassen. Zu Werbezwecken etwa sollten beide Länder den Begriff "Tschechoslowakei" neu beleben.
Denn bei Reisen ins Ausland stelle er immer wieder fest, dass die Menschen dort sehr wohl etwas mit diesem verblichenen Markennamen anfangen könnten. Die Nachfolgestaaten Tschechien und Slowakei hätten nicht dieses Renommee. "Die Marke ,Made in Czechoslovakia' ist beileibe nicht tot, und hat vor allem in Nordafrika und Lateinamerika nach wie vor einen guten Ruf."
Bei Fico lief Paroubek offene Türen ein. "Die wirtschaftliche Dimension von Aussenpolitik müsse stärker genutzt werden", sagte der slowakische Regierungschef. Beide Politiker setzten sich zudem dafür ein, dass in den Medien ihrer Länder wieder mehr die Sprache der Nachbarn auftaucht.
Fico bedauerte die schwindenden Sprachkenntnisse beiderseits der Grenze. "Mein zwölfjähriger Sohn fragt mich häufig nach der slowakischen Bedeutung tschechischer Begriffe." Untersuchungen hatten schon vor Jahren ergeben, dass namentlich tschechische Schüler grosse Schwierigkeiten haben, Slowakisch zu verstehen. Früher waren die Lesebücher schon der Erstklässler zweisprachig.
In der Slowakei wiederum wurde gesetzlich verankert, dass sämtliche Märchen, die im Fernsehen laufen, grundsätzlich in slowakischer Sprache auszustrahlen sind; das galt ausdrücklich auch für tschechische Produktionen, die synchronisiert werden mussten.
Angesichts der Vorhaben der Premiers kam ein Kommentator noch mit einer anderen pfiffigen Idee: Man sollte den "Fleischlosen Mittwoch" aus slowakischer Tradition wieder beleben. Denn der sei seinerzeit auch bei Tschechen und Mährern beliebt gewesen.