Wiener Zeitung 11. Augsut 2010
Edita GruberovaVon Christoph IrrgeherDie ewige Hohepriesterin des Belcanto
Neben den rasch verglühenden Opernstars der Gegenwart ist sie ein rarer Fixstern: Seit 42 Jahren steht Edita Gruberova auf der Bühne. Und daran dürfte sich, auch nach ihrem konzertanten Salzburg-Einsatz dieser Tage, wenig ändern.
Begonnen hat die Weltkarriere in den 1970ern in Wien: Gruberova perfektionierte ihre Stimme bei Kammersängerin Ruthilde Boesch, triumphierte unter anderem als Königin der Nacht ("Zauberflöte") und Zerbinetta ("Ariadne auf Naxos") – eine Rolle, die sie in Wien 100 Mal verkörperte. Dass sie wieder einmal ihrem Belcanto-Faible als Vincenzo Bellinis Norma frönt, ist nur konsequent: Die Hohepriesterin der hohen Töne mimt auf der Bühne eine Druidin – und wird schon dort angebetet.
Ein hoher Energiepegel, vor allem aber eine unverwüstliche Technik lassen die "slowakische Nachtigall" noch heute reüssieren. Wobei die größte Ohrenweide vielleicht in ihrer Kunst liegt, einen Ton aus dem Nichts anschwellen zu lassen – und ihn ebenso grazil auszudämpfen. |