Slowakische Kunst - poetisch, vielfältig und pfiffigZwei sehenswerte Ausstellungen unter dem Titel „Perfekte Asymmetrie“ stehen im Zentrum des diesjährigen donumenta-Festivals in Regensburg
„Perfect asymmetry“, perfekte Asymmetrie, nennen die Kuratorinnen Jana und Barbora Gerzová zwei Ausstellungen in der Städtischen Galerie und dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg. Zusammen bilden sie den Kern des diesjährigen siebten Festivals donumenta, das sich der aktuellen Kunst und Kultur der Slowakei widmet. Was ein wenig nach weißem Schimmel klingt, löst sich bei Betreten der Ausstellungsräume flugs durch eine perfekte Erläuterung in Wohlgefallen auf: „So widersprüchlich und vielfältig wie es der Titel andeutet, sind die Perspektiven der heutigen slowakischen Kunstszene.“
Ist dem ist eigentlich noch etwas hinzuzufügen? Oder reicht das, um die überdimensionierten, perspektivisch verzerrten Gliedmaßen von Dorota Sadovská, die rie-sigen kunterbunten Comic-Popart-Wirbelstürme von Marko Blazo (Tornado 1 und 2) oder die von Kulturpessimismus triefenden, surrealen Bild- und Symbolwelten von Michal Cernusak zu bewundern, zu enträtseln und zu goutieren? Auffällig ist tatsächlich eine enorme Vielfalt. An Themen ebenso wie an Medien und Materialien. Sehr viel Video - irgendwann fühlt man sich davon abgefüllt - einige Plastiken. Martin Sedlaks reflektierender Reifen „Gate“ zählt zweifellos zu den schönsten und unmittelbarsten Skulpturen, Arbeiten überhaupt. Dann machen noch einige ausnehmend pfiffige Installationen neugierig, wie Ilona Némeths „Exhibition room“. Ein Laufsteg, der alle Hebel von Scheinwerferbatterien bis zum Blitzlichtgewitter in Bewegung setzt, wenn er von wissensdurstigen - oder mutigen - Besuchern betreten wird. Jugendliche Schulgruppen sind ganz heiß auf diese Installation, kommen mit Hotpants und anderen schicken Modeutensilien im Ranzen und tänzeln in perfekter Präsentation über den Steg. Ein interaktives Erlebnis, das virtuos mit der Repräsentationssucht und dem Zwang unserer Zeit spielt, sich fortwährend neu zu erfinden. Weiter finden sich hier ansprechende Fotografie von Daniel Fischer und skurril-bösartige Popcomics von Erik Sille. Warum das Englische statt eines authentischeren „Perfektná Asymetria“ herhalten muss, erschließt sich nicht. Will man zeigen, dass man im Westen angekommen ist? Im internationalen Kunstmarkt mitschwimmen kann? „Perfekte Asymmetrie“ stellt neben großartigen, kühnen Arbeiten und poetischer Kunst wie Katarina Poliacikovás anrührende Annäherung an ihren Vater - „My Father: The only picture“ auch banale-re Positionen und Epigonales vor. Ein Besuch sind die beiden Ausstellungen dennoch allemal wert. Michael Scheiner |