Pop-Art: Slowakei vermarktet „ihren“ Andy
Die Galerie Zoya in der Altstadt von Bratislava zeigt zum 20. Todestag eine Warhol-Schau.
von CHRISTOPH THANEI (Die Presse)
Am 22. Februar 1987 starb mit nur 59 Jahren Pop-King Andy Warhol – in New York. In Pittsburgh wurde er geboren, seine Kunst gilt vielen als ganz besonders typisch amerikanisch. Warhols Vorfahren aber stammen aus der Slowakei, die nach Jahren des skurrilen Desinteresses an ihrem berühmten „Sohn“, nun plötzlich ihre Liebe zu Andrej Warhola alias Andy Warhol entwickelt. Man wittert enormes touristisches Potenzial.
Zum 20. Todestag widmet sich nun die Galerie Zoya in Bratislava Warhols Schaffen. Bevor man die Ausstellung im weitläufigen ersten Stock des Erdödy-Palais, einem schönen Adelssitz aus dem 18. Jht., betritt, begegnet man am Eingang Warhol selbst am Kaffeehaustisch. Bohuslav Kubinsky schuf die Bronzeplastik, die bisher tatsächlich in einem Café war. Sie gehörte ebenso wie vier Warhol-Originalbilder zur Einrichtung des noblen Gastronomie-Komplexes im Erdgeschoss, benannt nach Warhol-Bildern „Flower“ und „Camouflage“.
In der Galerie findet man neben dem auf Leinwand gemalten „Torzo“, einem Unikat, so ziemlich alles, was von Warhol berühmt geworden ist: Von einem kompletten Set aus zehn Marilyn-Monroe-Siebdrucken und den legendären Campbells-Suppendosen als Inbegriff dafür, wie Warhol den Kommerz zur Kunst und Kunst zum Kommerz zu machen verstand, über seine Neugestaltung der Renaissance-Malerei „Georg und der Drache“ bis hin zur Porträt-Serie „Cowboys and Indians“.
Abgerundet wird die Werkschau durch eine Fotodokumentation, mit der das Andy-Warhol-Museum in Medzilaborce für sich wirbt. Denn auch das Heimatdorf der Warhol-Eltern, Mikova, und die benachbarte Bezirkshauptstadt Medzilaborce wollen nun „ihren“ Andy vermarkten. Bis vor kurzem hatte die Region vor allem durch Rekordarbeitslosigkeit auf sich aufmerksam gemacht. Über die nach Mikova und Medzilaborce pilgernden Amerikaner schüttelte man den Kopf. Damit ist nun Schluss. In Kooperation mit der von Warhols Bruder John geleiteten US-Warhol Foundation präsentiert sich Medzilaborce stolz als „Warhol-City“. Damit ist der Kreis zur Ausstellung in Bratislava wieder geschlossen.
Sammlung veredeln mit Warhol?
Das Ehepaar Ledecky besitzt die größte Privatsammlung der Slowakei und konzentrierte sich bisher in seiner Galerie Zoya vor allem auf slowakische und tschechische Künstler des 20. Jahrhunderts. Mit Viktor Jasan engagierte das Paar einen renommierten slowakischen Kunstexperten als Kurator. Er sorgte dafür, dass der Fundus um Warhol-Werke erweitert wurde. Die knapp 100 Arbeiten sind nur an zwei Tagen der Woche (Sonntag und Montag, jeweils von 10-17 Uhr) zu sehen. Der Eintrittspreis ist mit vier Euro eher bescheiden. Kunst zu sammeln, ist in der Slowakei noch wenig üblich. Es gibt fast nur die öffentlichen Galerien. Die Galerie Zoya ist daher eine Besonderheit.
Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2007